Schillers *Wallenstein* als düstere Satire: Wie München Krieg und Macht neu inszeniert

Schillers *Wallenstein* als düstere Satire: Wie München Krieg und Macht neu inszeniert
Eine kühne Neuinszenierung von Schillers Wallenstein feiert Premiere in München – eine Mischung aus Theater, schwarzem Humor und aktuellen Bezügen
In München hat eine gewagte Neuinterpretation von Friedrich Schillers Wallenstein Premiere gefeiert, die klassisches Theater mit düsterem Humor und modernen Parallelen verbindet. Unter der Regie von Jan-Christoph Gockel verwebte die Produktion das militärische Drama des 17. Jahrhunderts mit Recherchen über die russische Wagner-Gruppe und geschaffen so eine scharfe Abrechnung mit Krieg und Macht. Der Abend erhielt durch einen unheimlichen Zufall zusätzliche Brisanz: Ein Drohnenalarm am Münchner Flughafen unterstrich die beunruhigenden Themen der Aufführung auf gespenstische Weise.
Den Auftakt bildete ein Vortragsperformance des russischen Künstlers Serge, der den Aufstieg des Wagner-Gruppe-Chefs Jewgeni Prigoschin beleuchtete. Mit einem Harry-Potter-„Ridikulus“-Zauber verwandelte er Angst in Satire und zog dabei verblüffende Parallelen zwischen Kochen und Kriegführung. Die Bühne verwandelte sich daraufhin in eine chaotische Küche, in der das Ensemble an einer langen Theke Mahlzeiten zubereitete – eine überraschende, bisher unerprobte Deutung von Wallensteins Lager.
Gockels Wallenstein verschmolz klassisches Theater mit drängenden politischen Fragen und setzte Satire sowie spektakuläre Bilder ein, um die Grausamkeit des Krieges schonungslos vor Augen zu führen. Die Verbindung von Schillers Text, den Recherchen zur Wagner-Gruppe und der mutigen Inszenierung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Für das Publikum hallten die beunruhigenden Widerhallseffekte des Abends – auf und hinter der Bühne – noch lange nach dem letzten Vorhang nach.

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